Venezianische Kanäle & "Scheißbachklamm"

Es gab sie: Fast wie venezianische Kanäle flossen die Stadtbäche einst 300 km lang durch München, auch heute noch, aber eher unterirdisch, immerhin 175 km lang. Bei dieser Tour wandern wir entlang von Stadtbachwasser und schauen, wo es noch offen fließt, wo es unterirdisch verschwindet und wo es wieder zum Vorschein kommt.




Etwa 120 Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos: Links in Schwarzweiß ein Stadtbach im Lehel in den 1890er Jahren und rechts ein 2016 wieder offen gelegter Stadtbach, der durch eine Neubausiedlung im Münchner Süden fließt.




Erkennen Sie das Gebäude rechts im Bild mit den vielen kleinen Giebeln und Dachgauben? Es liegt mitten in der Altstadt, wir führen Sie bei dieser Tour dorthin (Auflösung in einem weiteren Foto von heute, wenn Sie ganz nach unten scrollen).




Die Stadtbäche entwickelten sich aus sumpfigen Nebenarmen der Isar, wie diese Karte (unten) von 1644 zeigt. Bei der Erweiterung der Altstadt zur Isar hin wurden solche Isar-Nebenarme in Mauern eingefasst und dann für Mühlräder, Handwerksbetriebe, Fischzucht und auch das Feuerlöschen genutzt.



Mit dem Boot kannte man in früheren Jahrhunderten zwar nicht über die Stadtbäche mit ihrem schnell bis reißend fließenden Wasser rudern; aber offenbar im Befestigungs- und Wassergraben rund um die Münchenr Altstadt.

Der einstige Stadthammerschmiedbach mit Mühle, Wasserrad und - gelblich markiert - eines von vielen Klohäuserln, deren Plumpsklos man damals gerne über einem Stadtbach plazierte. Denn so hatte man schon vor Jahrhunderten eine WC-Spülung, wenn auch nur in Version 0.1 . Den Stadthammerschmiedbach finden sie viel weiter unten in einen Stadtplan eingezeichnet.


Dieses obige uralte Schwarzweißfoto zeigt den sogenannten Türkengraben, der einst schnurgerade von der Münchner Residenz nach Norden führte durch die damals nicht vorhandenen Stadtteile Maxvorstadt und Schwabing. Woher übrigens die nahe Türkenstraße auch ihren Namen bekommen hat, da einst türkische Kriegsgefangene den Kanal ausgraben mussten. Die unbefestigte Straße rechts des Kanals auf dem Foto oben heißt heute Kurfürstenstrße und der Weg links des Kanals nennt sich heute Belgradstraße. So ländlich sah mal das frühere Gelände aus, das sich dann zu Schwabing entwickeln sollte.


Die unten folgende Darstellung an einer Hausmauer in der Maxvorstadt zeigt eine venezianische Gondel und im Hintergrund eine Karte der früheren Kanäle durch Münchens Norden und Westen inklusive Schloss Nymphenburg. Es gab einst mindestens 40 venezianische Gondeln in München, die fuhren entweder im Wasser vor Schloss Nymphenburg oder auch mal hinten im Hofgarten hinter der heutigen Staatskanzlei. Auf der Karte ist mit dem spitzen Winkel gut die Kanalverbindung zwischen Schloss Nymphenburg und der heutigen Residenz zu erkennen, welche über die grüne Wiese durch die damals nicht vorhandene Maxvorstadt führte.
Dieses obige Bild ist heute zu sehen an einer Schulhofmauer in der Schellingstraße unweit der Türkenstraße; und zwar genau dort, wo einst kein Stadtbach, aber der sogenannte Türkengraben die damals nicht vorhandene Schellingstraße kreuzte. Woher die Türkenstraße auch ihren Namen hat, da einst türkische Kriegsgefangene den schnurgeraden Kanal ausgraben mussten. Auf der obigen Malerei zeigt halbrechts die senkrechte blaue Linie den Verlauf des einstigen Türkengrabens an.



Venezianische Gondeln fahren im 18. Jhdt. vor Schloss-Nymphenburg
Und ziemlich genauso sah es aus, wenn vor Schloss Nymphenburg die vornehme, meist adelige Gesellschaft mit überdachten Gondeln spazieren fuhr. Dieses Bild ist zwar mittels KI erzeugt (von MS-Kopilot mit Hilfe von DALL-E-3), aber bildet realistisch den Ausschnitt eines Gemäldes nach, welches der venezianische Maler Canaletto um 1750 in München von solch einer Bootspartie gemalt hat.



Stadtbäche bilden auch das Wassernetz des Englischen Gartens.

107 Jahre trennen diese beiden Fotos aus der Münchner Altstadt. Ein einstiger Stadtbach wurde zur Straße um Platz für den Verkehr des 20. Jahrhunderts zu schaffen.
Hier führt unsere Tour vorbei.



Bild oben: So wie es bis vor 200 Jahren noch in der Altstadt aussah - wie auf dem Hauswandgemälde dargestellt - so könnte es auch in Zukunft wieder in der Pestalozzistraße aussehen (Animation unten).

Die Karte unten zeigt, wie viele Stadtbäche früher flossen. Wenige davon heute aber immer noch unterirdisch.

In der Karte von heute (unten) sieht man blau einen immer noch unterirdisch fließenden Stadtbach eingezeichnet. Wir zeigen Ihnen, wo dieser wieder zum Vorschein kommt. Außerdem liegt auf der Strecke hier ein unterirdisches Wasserwerk, das wir im Sommerhalbjahr zwischen Mai und Mitte September besuchen können.

Hinweise zur Stadtführung Venezianische Kanäle & "Scheißbachklamm"

Gruppenführung auf Anfrage

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Einzeltermine