Nürnberg, München, Augsburg & Bayern in Venedig



Was haben die alten bayerischen Handelsstädte mit dem Venedig des Mittelalters gemeinsam? Viel! Und was unterschied sie damals voneinander? Nürnberg und Augsburg gehörten damals zu den 10 wichtigsten Handelszentren Europas.


Venedigs nördlich gelegene und wichtigste Handelspartner in Mittel- und Nordeuropa waren zuallererst Augsburg und Nürnberg. Diese beiden zentralen mitteleuropäischen Handelsstädte waren damals 2-3x so groß wie die kleine Residenzstadt München.

INHALTE:

MÜNCHEN München verkaufte Gefängnisinsassen zur Reststrafe als Galeeren-"Sklaven" nach Venedig


Einst nannte ein venezianischer Doge Nürnberg das Venedig des Nordens ...

Dass Nürnberg heute die deutsche Partnerstadt Venedigs ist beruht auf dem mittelalterlichen Handelsaustausch zwischen der Adria-Lagune und ihrem größten Handelspartner nördlich der Alpen, was die Landwege betraf.

Warum ähnelt die Fleischbrücke in Nürnberg der Rialtobrücke? 1591 wurde in Venedig die berühmte Rialtobrücke in ihrer heutigen Form fertiggestellt, da sich alle Vorgängerbauten als nicht dauerhaft stabil erwiesen hatten. Auch Deutschlands damals zweitgrößte Stadt, Nürnberg, musste damals dringend ihre wichtigste, aber schadhafte Brücke über den Fluss Pegnitz durch einen Neubau ersetzen.

Die Nürnberger Baumeister riskierten einiges, als sie - wie bei der Ponte Rialto - erstmals eine Brücke ohne jeden Pfeiler über den Fluss bauten mit einer lichten Weite von 27 Metern. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatten sie dafür ein funktionierendes Vorbild. Denn von gleicher Konstruktionsart wie die Fleischbrücke ist die kurz zuvor fertig gestellte Rialtobrücke im Zentrum Venedigs mit einer lichten Bogenweite von 28,8 Metern.

Die Oberbauleitung in Nürnberg hatte der Ratsbaumeister Wolf Jacob Stromer inne, der 1582 in Venedig und Padua studiert hatte. Drei Jahre später gewinnt der Architekt Antonio da Ponte (ein wirklich passender Name!) in Venedig den Wettbewerb um die neue Rialto-Brücke, und das gegen seinen prominenteren Kollegen Palladio und Michelangelo. Aber warum landete das siegreiche Holzmodell der Ponte Rialto in Nürnberg? (siehe Bild) Darüber reden wir bei dieser Führung.

!-- HIER EINFÜGEN BILDER VOM STROMER-MODELL u v der Fleischbrücke -->



Nur wenige Meter weiter steht am Nordufer derPegnitz bis heute das bzw. ein Viatis-Haus. Der venezianische Kaufmann Bartholomäus Viatis ehelichte eine Nürnberger Patrizier-Tochter und zog nach Nürnberg. Vom direkt am Wasser gelegenen Viatis-Haus inmitten Nürnbergs hatte er einen Blick auf den Pegnitz-Fluss ähnlich wie auf einen venezianischen Kanal. Der Schreiber dieser Zeilen war als Student oft im Viatis-Haus zu Gast ... und das Viatis-Haus gibt es auch heute noch, doch fiel das originale Viatis-Haus in Nürnberg den Weltkriegsbomben zum Opfer. Der Schreiber dieser Zeilen war als Student oft im Viatis-Haus zu Gast, wo sich auch die Universität eingemietet hatte.

Die Ähnlichkeit von Venedigs Markusturm mit den Türmen der Sebalduskirche in Nürnberg
Der historische Markusturm (Campanile di San Marco) am Markusplatz in Venedig wurde im Jahr 1514 in seiner endgültigen Form mit der charakteristischen pyramidenförmigen Spitze fertiggestellt. Diese Spitze war mit Kupfer verkleidet, das im Laufe der Zeit oxidierte und die grüne Farbe annahm. Der Turm, wie er bis zu seinem Einsturz im Jahr 1902 stand, war das Ergebnis einer Reihe von Bauphasen, die bereits im 9. Jahrhundert begonnen hatten, jedoch erst 1514 ihre endgültige Gestalt erreichten.

Da die beiden Türme der Sebalduskirche in Nürnberg praktisch zeitgleich entstanden, kann daraus den Austausch und Einfluss der venezianischen Renaissance auf Nürnberg erkennen. Nürnberg war übrigens am Ende des Mittelalters die zweitgrößte Stadt Deutschlands (nach Köln).

Auch das Nürnberg benachbarte Schwabach hat mit dem Turm seiner Stadtkirche St. Johannes und St. Martin, fertiggstellt 1469, quasi eine Kopie der Nürnberger Sebalduskirchtürme erbaut.

Importierte Venedig Blattgold aus Schwabach? Es gibt wiederum historische Verbindungen zwischen dem Schwabacher Goldschläger-Handwerk und Venedig. Schwabach, berühmt für seine Goldschläger-Tradition, entwickelte sich ab dem 16. Jahrhundert zu einem Zentrum der Blattgoldherstellung. Venedig war im Mittelalter und in der Renaissance ein wichtiger Handelsplatz für Luxusgüter, darunter auch Blattgold, das für die Verzierung von Kunstwerken, Kirchen und Palästen verwendet wurde.
Es wird vermutet, dass das Goldschläger-Handwerk in Schwabach durch venezianische Techniken beeinflusst wurde oder venezianisches Blattgold als Vorbild diente. Beide Städte teilten eine hohe Expertise in der Herstellung und Verwendung von Blattgold. Venedig importierte möglicherweise auch Blattgold aus Schwabach, da das dort produzierte Gold wegen seiner hohen Qualität europaweit gefragt war.


Nürnberg, Fürth und ganz besonders Schwabach entwickelten sich seit dem Mittelalter zum Zentrum des Goldschläger-Handwerks. Noch im 19. Jahrhundert lebten 70 % der Schwabacher Bevölkerung von der Herstellung von Blattgold, weshalb die Schwabach als Weltzentrum gilt und die „Goldschlägerstadt“ genannt wird.

DIE ENGE VERQUICKUNG VON VENEDIG MIT NÜRNBERG & AUGSBURG SEI HIER AN ALBRECHT DÜRER DARGESTELLT:

Seit dem Mittelalter bestanden zwischen Nürnberg und der Serenissima enge Handelssbeziehungen, denn die damals zweitgrößte deutsche Stadt war die mitteleuropäische Drehscheibe für Finanzen und Waren zwischen Norditalien und den Hansestädten des Nordens. Auch ähnelten sich die oligarchischen Herrschaften der beiden Städte, und die Nürnberger nannten ihre Stadt stolz das Venedig des Nordens. Umgekehrt räumten die hochmütigen Venezianer den Nürnbergern ein, "wenn alle anderen Städte in Deutschland blind seien, so sehe Nürnberg wenigstens auf einem Auge."

---HIER Geldscheine mit Dürers Selbstportrait und der schönen Venezianerin einfügen--- In Nürnberg lebte damals auch der berühmte Maler oder "Moler" (damalige fränkische Schreibweise) Albrecht Dürer, der 1495/96 und 1506/07 in Italien und "Venedich" weilte. Später wird man sagen, Dürer habe die Renaissance nach Norden geholt.

30 Tage dauerte damals die Reise über die Alpen in die Lagune. Also blieb man dann auch länger. Wo arbeitete Dürer in Venedig ganz nahe an der Ponte Rialto? Mit welchen bekannten venezianischen Malern freundete er sich an? Gewohnt hat er im vornehmen Gasthaus von Peter Pander (auch ein deutscher Name). Im Auftrag der deutschen Kaufleute malte Dürer ein in Venedig Aufsehen erregendes Bild, das später mal ein Kaiser zum zehnfachen Preis des Honorar Dürers erwerben wird. In diesem einen Gemälde verewigt Dürer Persönlichkeiten wie den Papst, einen Fugger, einen Grimani-Kardinal, den Augsburger Architekten Hieronymus und nicht zuletzt sich selber im Pelzmantel, sein eigenes "AD"-Autogramm in den Händen haltend; so fertigte man damals eben als Maler sein Selfie an. Der Doge Leonardo Loredan ---BERÜHMTES PORTRAIT DIESES DOGEN--- lobte das Gemälde sehr und bot Dürer daraufhin eine hoch bezahlte Festanstellung in Venedig an.

HIER DEN BARBARI-STADTPLAN "VENEZIA MD" EINFÜGEN

In dieser Zeit fertigt 1597-1500 der Venezianer Jacopo de Barbari auch die bis heute berühmteste Stadtansicht von Venedig an. Auf diesem ersten 3D-Stadtplan der Welt ist in perspektivischer Flugansicht jede Kirche und jeder bedeutende Palazzo zu erkennen. Um diesen gigantischen 3,84 mal 1,37 Meter großen Holzschnitt zu realisieren, organisiert das der Nürnberger Tuchhändler, Unternehmer und Verleger Anton Kolb, der zeitweise in Venedig lebte. Die Ausführung der Holzschnitte erfolgt in der Hauptsache durch Nürnberger Formschneider und diese Originale befinden sich darum heute noch im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.
Heute existieren von dieser wohl meistverkauften Gesamtansicht Venedigs in ihrer XXL-Originalfassung von mehr als fünf Quadratmetern nur noch elf Exemplare. Die waren seinerzeits zum Aufhängen in großen öffentlichen Gebäuden bestimmt - z.B. in den Rathäusern von Nürnberg und Augsburg - und wurden vom Nürnberger Anton Kolb entsprechend sündhaft teuer quer durch Europa verkauft.

De Barbari geht anschließend selber nach Nürnberg, um an diesem Kaisersitz dort ausschließlich für Kaiser Maximilian zu malen. Vereinbart wurde das wiederum bei einem Treffen Maximilians mit de Barbari in Augsburg unter Vermittlung des Nürnberger Ratsherrn Anton Kolb.

Und so kann Albrecht Dürer seinen Kollegen de Barbari jahrelang bedrängen, ihm doch sein Geheimnis der speziellen Gestaltung aus der Vogelperspektive zu verraten - was der aber nie preisgeben wird. Dafür war die Konkurrenz auch unter den europäischen Spitzenbildner zu groß. In Venedig hatte Dürer viele Neider, wo vielleicht die damals höchste Dichte von eher schlecht verdienenden Renaissance-Malern in einer einzigen Stadt herrschte. Seine Werke waren nämlich in Italien so beliebt, dass sogar italienisch-venezianische Raubkopien in Umlauf kamen. Darum fürchtete Dürer nach dem Rat von Freunden, er könnte vergiftet werden und er solle darum "mit den Molern in Fenedich nit eß und trink".

Im Ursprungsland der Renaissance und der Welthandelsmetropole Venedig konnte ein Künstler wie Albrecht Dürer zum hoch angesehenen gentile uomo (Gentleman) aufsteigen. Sogar der Doge wollte ihn anstellen. Und so schrieb er nach Nürnberg: »Ich bin ein Tzentilam (Gentiluomo = Gentleman) zu Venedich worden« und »Hier (in Venedig) bin ich ein Herr, daheim (in Nürnberg) bin ich ein Schmarotzer.«

Der Augsburger Buchdrucker Erhard Ratdolt (1447–1528) Der Augsburger Drucker Erhard Ratdold lebte zehn Jahre in Venedig bevor er zurückkehrte und als einer der des frühen Buchdrucks (vor 1500)

Er verwendete als erster ausschließlich gedruckte Initialen, diese riesigen Anfangsbuchstaben einer Seite, die aus Blättern und Blumen gebildet waren und die bis dahin üblichen handgemalten Initialen ersetzten. Auch war er ein Pionier des mehrfarbigen Drucks (siehe Farben bei Bild Mondfinsternis) BILDER C siehe Wikimedia Datei Blumenverzierte-Schmuck-Initialen-Buchstaben_v_Erh-Ratdolt_Augsburger-Drucker_in-VE

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